Der Mensch hat über 600 Muskeln. Wie alles hat er auch hier angefangen einzelne Muskeln isoliert zu analysieren und zu trainieren. Als jemand der mit eigenen Erfahrungen wesentlich weiter kam, als mit den ganzen gut klingenden Theorien, kann ich nur anmerken, dass isolierte Betrachtungen von Körperbereichen, außerhalb von OP-Gründen oder Rehamaßnahmen, oft zur Ernüchterung führt. Die Faszienforschung hat es uns aufgezeigt warum. Unser Bewegungspparat funktioniert dann am besten, wenn viele Bereiche miteinander arbeiten und koordiniert werden können. Darum geht es also. Es wird vielleicht noch ein paar Jahre dauern, aber dann wird man den ganzen Trainingsfokus von Einzelteilen deutlich verlagern (im Spitzensport geschieht es schon einige Zeit). Und zwar auf das alles koordinierende Gehirn. Ein Muskel hat nicht unbedingt ein Problem, wenn er kleiner und schwächer ist. Er hat ein Problem, wenn er nicht mehr angesteuert und richtig im Verbund mit anderen koordiniert wird! Daher muss beim Kontakt mit diesem Muskel Ihr Gehirn ganz wach und dabei sein, damit es lernen kann, diesen Muskeln wieder zu integrieren. Alles eine Frage der Bewusstheit? Ja – auch beim Muskeltraining!

Sie müssen nicht unbedingt ein Fitnesstraining absolvieren und die klassischen Muskeln dafür isoliert betrachten. Es gibt aber zwei Muskeln, bei denen lohnt es sich zutiefst, sie fokussiert zu betrachten. Zum einen ist es der Psoas-Muskel, über den es ganze Bücher gibt. Es ist der den unteren Menschen „aufrichtenden“ Muskel. Er verbindet Beine, Becken mit dem Rumpf nach oben und seine Kraft wie Funktion lässt uns auf 2 Beine erheben. Damit verbunden sind tiefe psychische Empfindungen, Fähigkeiten und Haltungen. Er ist damit der cleverste Muskel, um wieder in Balance zu kommen und inneren Stress auszugleichen. In einem weiteren Beitrag zeige ich gerne wie. Wie unglücklich, dass wir durch das einseitige Sitzen oder Stehen, genau die Funktion dieses Muskels einschränken und sein Zug für sehr viel Rückenschmerzen verantwortlich ist.

Der zweite Muskel ist das Zwerchfell, der wichtigste Atemmuskel. Für mich der zentralste Lebensmuskel überhaupt. Sich um bewussten Kontakt zu diesem Muskel zu kümmern und seine Funktion zu verbessern, gehört zu den ganz großen Ansatzpunkten für ganzheitliche Gesundheit. Auch er sorgt für eine Aufrichtung und zwar im Brustbein, so dass er den Menschen weiterhoch zu den höheren Zentren erhebt. Bist Du als Mensch unbewusst und von den unteren Zentren (Bauch- und Unterleib) dominiert, dann wirst dein Zwerchfell immer mehr einengen mit einem zu großen Magen, Darminhalten und Unterleibsspannung. Der Atem wird flacher, das Leben kürzer und das Erleben braucht starke äußere Reize, denn das Innere in der Brust ist so eingeengt, dass es faktisch keine Chance sich zu Ent-falten.

Aber auch rein biomechanisch laufen durchs Zwerchfell die großen Blut- und Lymphgefäße genauso wie Speiseröhre. Die Zwerchfellbewegung ist mechanisch wie nervlich verbunden mit Bereichen des Mund- und Rachenraums, Brust- und Bauchraums als auch mit dem Beckenboden. Wann immer es um eine physische, wie psychische Verbesserung Ihrer Gesundheit gehen soll, ist dieser Muskel zentral. Naturheilkundlich geht es immer um Entgiftung und Entsäuerung. Physiologisch ist die Entsäuerung über die Lunge die Bedeutsamste und die Fähigkeit dazu kommt über die Zwerchfellbewegung! Körpertherapeutisch geht es um die Balancierung und Heilung des emotionalen Zentrums (Brust). Der an den unteren Rippen ansetzende Zwerchfellmuskel ist hier der Wächter über unsere Emotionen und damit zentral für jede gewünschte, tiefere Veränderung.

Das waren jetzt nur ein paar Aspekte zu diesen beiden Muskeln. Ich hoffe Sie haben eine Idee bekommen, wie interessant diese beiden Muskeln sind und das es in all der Überflut an möglichen Ansatzpunkten zur Verbesserung der Gesundheit, zwei zentrale Stellschrauben sind. Im kommenden Beitrag werden ich für beide eine wertvolle Übung vorstellen, um mit diesen Muskeln in Kontakt zu kommen.